Kreislaufwirtschaft meint, dass bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet oder recycelt werden. Anders als bei der momentan vorherrschenden linearen Wirtschaft, bleiben die Ressourcen und Materialien von Produkten, wenn diese das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben, erhalten und können weiterhin Wertschöpfung generieren. Das langfristige Ziel einer Kreislaufwirtschaft ist, Wirtschaftswachstum vom primären Ressourcenverbrauch zu entkoppeln und somit Klimaschutz und Wohlstand zu vereinen. Wenn die EU es schafft, ein solches Wirtschaftssystem verstärkt zu implementieren, werden die positiven Auswirkungen weit über ihre Grenzen hinausgehen. Andere Länder könnten inspiriert werden, diesem Model zu folgen und eigene Kreislaufwirtschaften entwickeln. Ferner würde eine Kreislaufwirtschaft die EU unabhängiger machen, von Ländern, die über elementare und kritische Rohstoffe verfügen. Dies würde die Unabhängigkeit der EU von einzelnen Stoffen und Ländern stärken.
Um mehr Recycling, Reparaturen und Wiederverwendungen zu ermöglichen, müssen Produkte anders konstruiert werden. Denn aktuell werden die meisten Produkte am Ende ihrer Lebensdauer entsorgt. Der dabei entstehende Müll wird noch viel zu oft verbrannt oder gedowncycelt, das heißt, dass das recycelte Material aufgrund von Fremdstoffen weniger Wert ist als das Originalmaterial. Um dem entgegenzuwirken, braucht es einheitliche Standards, die die Qualität von Müll festlegen und bei der Konstruktion der Produkte berücksichtigt werden können. Handel spielt eine entscheidende Rolle, um diese Standards und weitere Grundbausteine der Kreislaufwirtschaft auch international durchzusetzen. Standards für Kreislaufwirtschaft in Handelsverträgen festzuschreiben kann weltweit Standards setzen. Handelshemmnisse wie Zölle und Abgaben für recycelte Produkte abzubauen, würde deren Handel erleichtern und ausbauen.
Die Transformation von einer linearen Wirtschaft zu einer Kreislaufwirtschaft kann auf Grund enger wirtschaftlicher Verknüpfungen der EU mit der Welt nicht alleine, sondern nur gemeinsam mit unseren Partnern erfolgen. Denn Abfall und Recyclingstoffe sind bereits heute ein Handelsgut. Besonders Entwicklungsländer, deren Wirtschaft von europäischen Müllexporten geprägt ist, müssen bei der Transformation mitgenommen werden. Auch die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen ist relevant. Zudem ist es sinnvoll, vor allem die Bereiche rasch zu transformieren, deren ökologischer Fußabdruck besonders groß ist.
Kreislaufwirtschaft und der Handel mit entsprechenden Produkten werden entscheidend dazu beitragen, ob der European Green Deal gelingen kann und durch Innovation Wachstum und Wohlstand für nächste Generationen ermöglicht wird. Dafür muss die Europäische Union jetzt handeln und harmonisierte Standards für die Qualität von Müll definieren, sowie Richtlinien für recycelbaren Müll. Diese Standards müssen in Zukunft verbindlich in Handelsabkommen festgehalten werden und Recycling innerhalb der Europäischen Union ausgeweitet werden. So kann die EU ihrer Verantwortung als Binnenmarkt und Handelsmacht im Einsatz für weltweiten Klimaschutz gerecht werden, während sie sich fit macht für eine global verantwortungsvolle Zukunft.