Viel Emotion, wenig Vision: eine Reflexion zur State of the European Union Rede
Am Mittwoch hat die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ihre jährliche Rede zur Lage der EU im Europäischen Parlament in Straßburg gehalten. Seit 2010 halten der Präsident oder die Präsidentin der EU-Kommission diese Rede, angelehnt an die traditionelle State of the Union Speech in den USA. Folgend einer historischen Tradition soll die SOTEU abgekürzte Rede zu einer europäischen Identität und mehr Transparenz der europäischen Politik beitragen. Im politischen Brüssel und Straßburg ist es also das Highlight des Jahres und strahlt auch auf die Debatten in den Mitgliedsländern aus. In Zeiten von Krieg auf dem europäischen Kontinent und multiplen Krisen erwarte ich mir von der Kommissionspräsidentin eine inspirierende Vision, wie sich die EU reformieren kann und welchen Platz sie in der Welt einnehmen sollte. Stattdessen lieferte sie vor allem Schlagzeilen und Ankündigen in vielen Politik-Bereichen. Russlands Krieg, Energie-, Klima- und Wirtschaftskrise, Digitalisierung, Handel. Die Liste der Herausforderungen und Aufgaben ist lang und die Bürger:innen können zurecht Antworten und mehr Zukunftsvision erwarten.